Im Dezember vergangenen Jahres ist die kleine Kapelle auf dem alten Friedhof an der Kirche frisch saniert ihrer neuen Bestimmung übergeben worden. Eine Einweihung konnte bisher leider nicht stattfinden, dabei ist das denkmalgeschützte Bauwerk aus dem 19.Jahrhundert wirklich gelungen renoviert worden! Es ist tagsüber geöffnet und kann besichtigt werden. Wie Sebastian Trüb vom Wirtschaftsbetrieb Mainz mitteilt, konnte auf Originalpläne von 1887 zurückgegriffen werden, um den Dachstuhl zu erneuern. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Denkmalschutzes.
Erstes „Indoorkolumbarium“ der Stadt
Etwas reisserisch mutet die Bezeichnung schon an, aber die Idee ist gut: wo früher noch die Särge aufgebahrt wurden, sind in das schon lange ungenutzte und vom Verfall bedrohte Leichenhaus Urnennischenschränke eingebaut worden. Die Kapelle hat mit seiner geschmackvollen Eichenholz-Innenausstattung jetzt wieder eine Bestimmung. Und, wie Sebastian Trüb betont, das erste Indoor-Kolumbarium der Stadt Mainz hat keine höheren Nutzungsgebühren, als die anderen Urnenwände der Friedhöfe.
Wandel der Friedhofskultur
Der vielzitierte Wandel im Bestattungswesen ist Ausdruck der gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Noch Ende der 50er Jahre wurde in Laubenheim der Sarg in einer Prozession auf einem Pferdefuhrwerk vom Wohnhaus zum Friedhof gebracht und im „Dodeheisje“ aufgebahrt. Zwar gab es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland Feuerbestattungen und erste Kolumbarien, aber erst seit den 1990ern beginnt der Trend zum pflegeleichten Grabmal und ist bis heute ungebrochen. (vgl. Beitrag „Friedhof: Statistik Bestattungen“) Im Jahr 2019 – einer Erhebung der Verbraucherinitiative Bestattungskultur zufolge – wünschten sich nur noch ein Viertel aller Befragten ein „klassisches“, also zu pflegendes Grab. Die Gründe dafür sind vielfältig; einer dürfte sein, dass viele Familien verstreut und nicht mehr nur an einem Ort oder in der Nähe leben.
Darauf haben sich die Friedhofsverwaltungen eingestellt und die alte, mediterrane Bestattungsform in einem Kolumbarium (eigentlich „Taubenschlag“), durch die Errichtung entsprechender Nischenwände möglich gemacht. Gelegentlich führte das zu Unstimmigkeiten mit ortsansässigen Angehörigen, wenn diese dann doch mehr Rituale und „Grabpflege“ an den Kolumbarienwänden tätigten, als eigentlich vorgesehen.
Informationen und Beratung
Wem das neue, alte Friedhofshäuschen mit den schönen alten Kalksteinfliesen gefällt, kann sich für weitere Informationen direkt an den örtlichen Friedhofsverwalter wenden. Erfreulich, fast mutig sind die wenig einschränkenden Gestaltungsregeln der Friedhofsverwaltung. Allzu bunt soll es nicht werden, aber neben den gängigen Metallschriften, soll in die Holzplatten auch geschnitzt und gefräst werden dürfen.
Beratung für Grabmal und Schriftgestaltung bietet der Laubenheimer Bildhauer Boris Engelbrecht | Natursteinkultur.
Fotos: Wirtschaftsbetrieb Mainz